Vagus Nerv – der Entspannungsnerv
Habt ihr schon mal vom Vagus-Nerv gehört?
Als längster unserer 12. Hirnnerven und Teil des Parasympathikus ist er an unzähligen Funktionen unserer Organe beteiligt.
Er bildet die Schaltstelle zwischen Gehirn und Organen und läuft vom Hirnstamm im Kopf über Hals und Brust bis zum Bauchraum. Auf diesem Weg hat er unter anderem Verzweigungen zu Herz, Nieren, Leber, Milz und zu den Verdauungsorganen. Von dort läuft er wieder zurück zum Gehirn.
Damit ist er an vielen Körperfunktionen beteiligt und hat einen ausgleichenden, dämpfenden Einfluss auf unser Befinden. Vereinfacht kann man sagen, dass der Vagus für Ruhe, Erholung, Entspannung und Verdauung zuständig ist. Als Gegenspieler sorgt der Sympathikus für Leistungsfähigkeit und Kampfbereitschaft.
So weit so gut – in der Theorie.
Nehmen Stress und Anspannung durch äußere und innere Reize überhand, herrscht im Körper eine Art Gefahrensituation. Der Sympathikus reagiert sofort und versetzt den Körper in einen „Kampf-Flucht-Modus“.
Man stelle sich das so vor. In der Steinzeit galt es möglichst erfolgreich zu jagen, um mit fetter Beute die Ernährung der Familie sicher zu stellen. So ein Tag in der freien Natur brachte natürlich auch Gefahren für den Jäger mit sich. Furchteinflößender Rivale für den Jäger war z.B. der Bär. Kreuzte ein Bär plötzlich den Weg so galt es entweder zu flüchten oder zu kämpfen.
Auftritt des Sympathikus – die Muskeln spannten sich an, die Atmung wurde flacher, alle unnötigen, in diesem Moment nicht-überlebensnotwendigen Funktionen wurden eingestellt (Hunger, Durst, der Drang Wasser zu lassen usw.). War die Gefahr gebannt, konnte der Parasympathikus (und damit auch der Vagus) wieder für Entspannung und Ruhe sorgen. Das Zusammenspiel funktionierte damals sehr gut.
Wir befinden uns heute aber durch andauernde Überlastung und Stress ständig im Kampf-Flucht-Modus. Die Balance zwischen Sympathikus und Parasympathikus ist gestört, der Vagus ist in seiner Aktivität reduziert, er „verkümmert“ geradezu. Nicht weil er „defekt“ wäre, sondern weil wir unter „Dauerstrom“ nicht mehr in der Lage sind ihn arbeiten zu lassen. Beschwerden wie Sodbrennen, Übelkeit, Herzstolpern, kalte Hände & Füße u.v.m. weisen auf einen schwachen Vagus hin.
Wir bräuchten aber einen aktiven Vagus, um uns nach stressigen Phasen wieder gut erholen zu können. Damit ist klar – der Vagus Nerv spielt eine große Rolle für unsere Gesundheit. Ihn in seiner Arbeit zu unterstützen, hilft uns dabei zahlreichen Beschwerden zu begegnen. Viele positive Effekte lassen sich durch seine Aktivierung erreichen - Blutdruck und Herzfrequenz sinken, Die Verdauung wird angeregt, Die Muskelspannung sinkt, das Immunsystem wird angeregt, chronische Schmerzen können nachlassen.
Wie kann man nun den Vagus stimulieren? Ich stelle euch in den nächsten Tagen einige Tipps und Übungen zur Aktivierung des Vagus vor.